Über Galater

Münzen der Galater

Münzen der Galater

Die Griechen bezeichneten mit Galatae oder Keltoi die Kelten überhaupt, aber die Galater waren das Volk, welches die heutige Zentraltürkei im 3. Jhdt. v. Chr. besiedelte und in Nordphrygien einen Staat bildete.
Das Abenteuer dieser keltischen Wanderstämme von der Donau gehört zu den faszinierendsten, aber relativ unerforschten Kapiteln der Geschichte der Kelten.

Archäologisch bleiben die Galater noch zu entdecken, wobei man erwähnen muss, dass die türkischen Archäologen mit Hochdruck an der Erforschung der Galater arbeiten.
Die literarischen Quellen sprechen indes von Hügelfestungen und Burgen, die man eigentlich auffinden müsste (Ancyra, das heutige Ankara, gehörte dazu).

Leonorios, Ortiagon und Deiotarios … Namen, die kaum einer kennt, und doch gehören sie zu großen keltischen Persönlichkeiten, die als Galaterfürsten das hellenistische und römische Kleinasien mitgestaltet haben. Mehrere keltische Stämme – allen voran Tolistobogier, Trokmer und Tektosagen – waren unter Brennos zu Beginn des 3 Jhdts. v. Chr. von ihrer mitteleuropäischen Heimat die Donau (Istros) hinabgezogen, um im zersplitterten Alexanderreich ihr Heil zu suchen.
Diese robusten Kelten Kleinasiens spielten eine zentrale Rolle in einer Zeit voller historischer Ereignisse.

Ein Auszug aus Pausanias’ „Reisen in Griechenland“ (ein antiker Geschichtssschreiber) verdeutlicht uns, wie die „Galater“ in der klassisch-antiken Welt wahrgenommen wurden:

… Die Galater waren aber wenig gut gerüstet; sie trugen nämlich nur die landesüblichen Langschilde und keine weiteren Waffen zum Schutz des Körpers (…). Sie griffen Ihre Gegner (…) voller Ungestüm mit sinnloser Wut wie Tiere an; und selbst von Beilen und Schwertern durchbohrt, verließ sie ihre sinnlose Raserei nicht, solange sie noch atmeten, und selbst von Speeren durchbohrt, behielten sie ihren Mut, bis sie ihre Seele aushauchten; manche zogen sogar die Speere, von denen sie getroffen waren, aus den Wunden und schleuderten sie gegen die Griechen …

Donau-Kelten werden zu Galatern

Die bei archäologischen Forschungen in den Siedlungszentren der Kelten, welche sich im 4. Jhdt. v. Chr. bereits bis zu der Gegend zwischen dem unteren Donaugebiet und der Adria ausgebreitet hatten, zahlreich gefundenen makedonischen Münzen belegen eine intensive Beziehung zwischen den Kelten und den Makedoniern in diesem Zeitraum. Besonders in der Epoche Phillipos´II. (359-336 v. Chr.)zeigt sich eine Intensivierung dieser Beziehung. Während seines Feldzuges gegen die Illyrer bestach Philippos II. mit großer Wahrscheinlichkeit die Kelten, damit sie diesen Feldzug erleichterten bzw. nicht gegen ihn an der Seite der Illyrer kämpften.

Die Tatsache, dass Phillipos II. im Jahre 336 v. Chr. mit einem keltischen Dolch ermordet wurde, zeigt einen interessanten Bezug zwischen Makedoniern und Kelten.
Alexander der Große dagegen begegnete den Kelten auf seinem Donau-Feldzug während seines Aufenthaltes im Land der Triballer (335 v. Chr.).

Da er sich für sie interessierte, lud er eine keltische Delegation zum Essen ein.
Im Verlauf ihrer Unterhaltung fragte er die Kelten, wovor sie sich auf der Welt am meisten fürchteten; daraufhin antworteten die Kelten, sie fürchten nur, dass ihnen der Himmel auf den Kopf fiele und fügten hinzu:
„Daneben kennen wir auch den Wert der Freundschaft mit einem Mann wie Dir.“

Alexander, der von den Kelten die Antwort erwartet hatte, dass sie sich vor ihm fürchteten, erwiderte überrascht:
„Das ist ein stolzes Volk“ und unterschrieb einen Freundschaftsvertrag mit ihnen.
Dieser Vertrag zeugt von der interessanten Tatsache, dass sich die Kelten im Donaugebiet so stark präsentierten, dass sie mit dem makedonischen König Alexander dem Großen an einem Tisch sitzen und einen Freundschaftsvertrag unterzeichnen konnten. Der Vertrag behielt während der Regierungszeit Alexander des Großen Gültigkeit, sodass die unverteidigten Nordgrenzen Makedoniens gesichert blieben.

Als der junge Alexander am 10. Juni 323 v.Chr. frühzeitig starb, ohne einen Nachfolger zu hinterlassen, ebnete dies den Weg für seine Generäle, sein „Weltreich“ aufgeteilt zu regieren.  Diese Aufteilung des Alexanderreichs durch die Nachfolger und Befehlshaber bedeutete eine solch plötzliche Veränderung, dass das Reich in eine schwierige Lage geriet. Nach jahrelangen kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den „Nachfolgern“ (Diadochen) stellte das Schicksal die beiden letzten noch lebenden Generäle Alexanders im Sommer des Jahres 281 v.Chr. auf der Hochebene von Kurupedion auf der Nordseite des Flusses Hermos einander gegenüber. Der Krieg zwischen diesen beiden greisen Konkurrenten  -Lysimachos 80jährig,  Seleukos  77jährig-  endete für Lysimachos mit dem Verlust von Königreich und Leben.

Nach dem Untergang des Lysimachos wussten die Kelten, dass nun in Thrakien und Kleinasien keine Kraft mehr existierte, die sie hätte aufhalten können. Die keltischen Stämme sammelten ihre Heere unter dem Oberbefehl ihres Kommandanten Brennos und brachen im Jahr 280 v.Chr. aus ihrer zentraleuropäischen Heimat direkt nach Süden auf. Sie kamen über den Südosten des Flusses Donau auf den Balkan und ließen sich auf der makedonischen Hochebene nieder. Hier teilten sie bei einer Versammlung die Armee in drei Hauptteile auf. Die erste Gruppe unter dem Kommando von Kerethrios griff die Thraker und Triballer an, die zweite Gruppe unter der Führung von Brennos und Akichorios das Gebiet von Paionia. Die dritte Gruppe mit Bolgios als Anführer besetzte das Gebiet der Makedonier und Illyrer.  Viele Schlachten wurden geschlagen, dennoch wurden die Ergebnisse des Makedonien-und Thrakienfeldzuges unter dem Oberbefehl des Bolgios und Kerethrios nicht so populär wie die Plünderung Delphis durch Brennos. Die antiken Schriftsteller, die diese Feldzüge recht unterschiedlich beurteilen, sind jedoch bezüglich der Eroberung von Makedonien und Thrakien durch die Galater einer Meinung.

Polybios, Livius und Memnon, die keine genauen Informationen darüber liefern, wie die Galater nach Griechenland und Thrakien eindrangen, befassten sich detailliert mit deren Aktivitäten in Kleinasien. Nach der Überlieferung hatte ein Teil der Galater, entgegen vorherigen Berichten über fruchtbare Ländereien und reiche Städte, wegen der begrenzten Ressourcen in Thrakien beschlossen, den Hellespont zu überqueren. Die Galater unter dem Oberbefehl von Luturios und Leonorios besetzten im Jahr 278/ 277 v. Chr. als erstes Lysimacheia. Diese Stadt, welche sich in einer strategisch hervorragenden Gegend am Hellespont befand, besaß einen günstigen Hafen, um an das gegenüberliegende Ufer zu gelangen. Mit beschlagnahmten Schiffen führten sie ihre Krieger innerhalb von wenigen Tagen in das Gebiet von Troas.

Nach einer Einladung des Königs von Bithynien, Nikomedes I. wurden die Galater in dessen Dienst genommen. Durch dieses Bündnis war es nun für Nikomedes I. ein Leichtes, seinen Bruder Zipoites, der ein Auge auf den Thron geworfen hatte, zu beseitigen. Der eigentliche Grund für die Einladung der Galater in das Königreich des Nikomedes ist wohl in der Unterstützung des Zipoites durch den Seleukidenkönig Antiochos I. zu suchen, der selbst Anstalten machte, Kleinasien unter seine Herrschaft zu bringen. Nach ihrer erfolgreichen Hilfestellung gegen Zipoites, den rebellischen Bruder des Königs, zogen die Galater geradewegs in die zentralen Gebiete Kleinasiens.

Nach Livius ließen sich die Galater in einem Gebiet zwischen den Flüssen Halys und Sangarios nieder, nachdem sie die Städte in Kleinasien geplündert hatten. Cassius Dio hingegen berichtet, dass die Galater unter der Führung des Brennos Griechenland plünderten und dann nach Thrakien kamen, von dort weiter nach Bithynien zogen und sich in Phrygien, Paphlagonien, dem Berg Olympos in Mysien und einigen Teilen Kappadokiens niederließen.

Verwendete Literatur:
Murat Arslan, „Galater“ Die vergessenen Kelten, via verbis Verlag;
Simon James, Das Zeitalter der Kelten, Bechtermünz Verlag;